REGENTROPFEN AUF GELBEN BLÄTTERN Novel

Veröffentlicht am 26. März 2025 um 00:56

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Einführung

"Der Weg des Lebens ist wie eine Zeichnung, die vom Himmel gemalt wurde."

(인생의 길은 하늘이 그린 그림과 같다.)

 

 


Kapital 1

So sehr der Mensch auch versucht, sein Schicksal zu kontrollieren – die endgültige Richtung ist längst von einer göttlichen Macht bestimmt…

— Ich habe ihn geliebt. Ich habe ihn so sehr geliebt…

Gu-Yuns (구윤) Stimme war nur noch ein Schatten ihrer selbst – brüchig, als hätte die Zeit sie ausgelöscht, sie abgenutzt und nichts als eine leere Hülle hinterlassen. Sie nahm langsam einen Schluck aus ihrem Glas, doch die Flüssigkeit brannte stärker als ihre Erinnerungen. Mit den Fingern fuhr sie über ihre Lippen, als wollte sie etwas Unsichtbares fortwischen, sich von etwas befreien, das dort feststeckte – vielleicht Worte, die sie niemals aussprechen konnte.

Ihr Haar, einst straff gebunden und ordentlich frisiert, war nun zerzaust. Widerspenstige Strähnen fielen ihr ins Gesicht, kitzelten ihre Wangen, doch sie machte keine Anstalten, sie beiseitezuschieben. Es war sinnlos. Es war zu spät für alles.

— Ha-Rin (하린)… sag mir… Was habe ich ihm angetan? — flüsterte sie. Ihre Augen, trüb vom Alkohol und Tränen, suchten den Blick ihrer Freundin. — Warum hat er nie erkannt, dass ich ihn liebe? Warum?!

Ihre Stimme brach in der Stille der Nacht.
Und dann… als wäre etwas in ihr zerbrochen.

— Gu-Yun, komm her! — rief sie plötzlich, ihre Stimme kühl und scharf, auf einmal tiefer, rauer – fast wie die eines Mannes.
— Gu-Yun, tu das! Gu-Yun, reiß dich zusammen, ich verstehe nicht, was du sagst! Gu-Yun, du musst lernen, richtig zu sprechen! Gu-Yun, komm nicht! Gu-Yun, leg dich hin! Gu-Yun, steh auf!

Ihr Lachen war hysterisch, hohl, fast ein Schrei, der im Nichts verhallte. Ihre Augen brannten, aber nicht vor Wut – vor Verzweiflung.

Ha-Rin beobachtete sie. Ihr Gesicht zeigte keine Regung, doch ihre Finger umklammerten das Glas so fest, dass das Glas fast zu zerspringen drohte.

— Hör auf, meine Liebe… — sagte sie leise. — Dieser Idiot… Er hat nie verstanden, dass du ihn liebst. Aber weißt du was? Er hätte es niemals verstanden. Selbst wenn du es ihm ins Gesicht geschrien hättest. Selbst wenn du es mit Blut in deine Haut geritzt hättest.

Gu-Yuns Augen flackerten auf.

— Aber du hast einen Fehler gemacht… — fuhr Ha-Rin fort. — Du hast beschlossen, sein Spiel mitzuspielen. Du hast dein Herz verborgen. Deine Gefühle unterdrückt. Dich selbst verleugnet. Und wofür?

Gu-Yun schluckte schwer.

— Weil er einen Traum hatte.

— Ja, aber du warst kein Teil davon.

Stille.

Ha-Rin strich sich durch die Haare und seufzte schwer.

— Du bist direkt von der Bank aufgesprungen und hast begonnen, sein Traumimperium aufzubauen. — Ihr Tonfall war bitter. — Seine Familie war ruiniert. Ausgestoßen aus der Gesellschaft. Niemand wollte ihnen helfen. Aber du… du hast einen Deal mit deinem Vater und deinem Bruder geschlossen.

Gu-Yun biss sich auf die Lippe.

— Sie haben dich ausgelöscht.

— Ich weiß…

— Sie sagten, du seist fort. Im Ausland. Sie verboten, dass deine Bilder irgendwo auftauchten, nur damit du bei ihm sein konntest.

— Aber ich wollte nichts dafür… — flüsterte Gu-Yun.

— Genau deshalb hast du verloren.

Tränen rannen erbarmungslos über ihre Wangen.

— Su-Hyeon (수현)… — Sein Name war nur noch ein Hauch auf ihren Lippen. Nur ein Klang. Nur ein schmerzhaftes Echo.

Ihr Schluchzen mischte sich mit ihrem Weinen. Der Schmerz war alt, schwelend, aber jetzt loderte er auf wie ein Feuer, das nicht mehr zu bändigen war.

— Kellner, bring mir noch ein Bier. NEIN, drei.

Gu-Yun lachte nervös, wie ein Kind, das nicht weiß, ob es weinen oder schreien soll. Sie versuchte, die Zahl mit den Fingern zu zeigen, doch ihre Hände gehorchten ihr nicht mehr. Ihr Kopf sank auf den Tisch, und sie brach in Tränen aus.

— Reiß dich zusammen! — Ha-Rins Stimme war scharf wie ein Messer. Sie packte Gu-Yuns Handgelenk und zog sie hoch. — Wir gehen!

Doch das Schicksal hatte andere Pläne.
Und dann…

Gu-Yun erstarrte.

Ihre Beine verweigerten den Dienst. Der Wind trug die fernen Geräusche der Stadt mit sich – gedämpfte Schritte der Passanten, das leise Zuschlagen von Türen.
Und dann… sah sie ihn.

Su-Hyeon (수현).

Er stand auf der anderen Straßenseite.

Seine Augen – kalt. Sein Gesicht – unergründlich.

Kein Erstaunen in seinem Blick. Keine Trauer. Nichts.
Nur Leere.

Ha-Rin spürte, wie Gu-Yuns Körper leicht zitterte.

— Nein… — hauchte sie. — Gu-Yun, tu es nicht.

Doch es war zu spät.

Su-Hyeon sah sie an.

Sein Blick glitt über sie, prüfend, kühl, fremd. Er sah ihr zerzaustes Haar. Ihre geröteten, verweinten Augen. Ihre aufgesprungenen Lippen, ihre zitternden Hände. Er sah sie.

Doch er tat nichts.

Er runzelte nur leicht die Stirn.

Kaum merklich.

Und dann…

Drehte er sich um.

Plötzlich.

Ohne ein Wort. Ohne Zögern. Ohne eine Spur von Bedauern.

Er ging einfach.

Und so… war alles vorbei.

Gu-Yun spürte, wie sich ihre Brust zusammenzog. Die Welt unter ihr begann zu zerbrechen.

Sie rief ihm nicht nach.

Sie bewegte sich nicht.

Sie stand einfach da, erstarrt, während er in der Dunkelheit verschwand.

— Das Schicksal ist so poetisch, nicht wahr?

Und dann…

Verschlang sie die Finsternis.

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